Volles Haus: Die Kandidaten stellen sich

Die Alte Reithalle in Soltau ist bis auf den letzten Platz besetzt. Die Böhmestädter wollen hören, wie sich die Bürgermeisterkandidaten im Rahmen der Podiumsdiskussion der BZ schlagen. Auf dem Podium Moderator Stefan Grönefeld (von links), Karsten Brockmann, Thomas Beckmann, Olaf Ahrens, Michael Ziemann, Henrich Seißelberg, Volker Wrigge, Birhat Kaçar und BZ-Reporterin Anja Trappe als Co-Moderatorin. Foto: bk

Kommunalpolitik gilt gemeinhin als sachorientierter und weniger ideologisch geprägt als die Landes- und vor allem die Bundespolitik. Bei der Podiumsdiskussion der Böhme-Zeitung zur Soltauer Bürgermeisterwahl am gestrigen Dienstagabend in der vollbesetzten Alten Reithalle zeigte sich indes, dass die Polarisierung auch vor der kommunalen Ebene nicht Halt macht. Die sieben Bürgermeisterkandidaten lieferten sich einen teils heftigen Schlagabtausch, bei dem es nicht immer nur um nüchterne kommunale Sachpolitik ging. Eines wurde deutlich: Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt haben eine echte Wahl. Die Kandidaten unterscheiden sich nicht nur in ihren inhaltlichen Vorstellungen, sondern auch in ihrem Temperament und Selbstverständnis.

Erkennbar wurde das schon im ersten Block der Live-Veranstaltung. Was sind die Visionen für Soltau, wollte das Moderatorenduo Anja Trappe und Stefan Grönefeld von den Kandidaten wissen. Vor allem die parteilosen Amtsanwärter Thomas Beckmann und Michael Ziemann nutzen die Gelegenheit, um sich abzugrenzen gegen ihre politisch erfahreneren Mitbewerber, insbesondere die mit Parteibuch und Mandat. Diese hätten „schon längst Dinge ändern können“, befand Ziemann. Beckmann schlug in die gleiche Kerbe, warb für einen parteipolitisch unabhängigen Verwaltungschef und ein bisschen auch für die gute alte Zeit. „Soltau war mal das Herz der Lüneburger“, erklärte er, „die Stadt hat viel an Lebensqualität verloren.“

SPD-Kandidat Birhat Kaçar und CDU-Mann Volker Wrigge betonten im Laufe des Abends mehrfach ihre Unabhängigkeit, auch als Beckmann ihre Kandidatenplakate mit Parteilogos kritisierte und von einem „bezahlten Wahlkampf“ sprach. Kaçar hatte viele Anhänger im Saal und sprach von dicken Brettern, die zu bohren seien, und dem wichtigen Zusammenspiel zwischen Rat und Bürgermeister. Wrigge blickte auf die Zahlen und warnte davor, die Stadt „gnadenlos zu verschulden“. Einen Tunnel zur Lösung Soltauer Verkehrsprobleme lehnte er daher unter Verweis einer viel preiswerter möglichen Umgehungsstraße ab, ebenso den Bau eines Freibads oder gar eines Kinos.

Als „illusorisch und absolut unbezahlbar“ bewertete auch Henrich Seißelberg ein Freibad und zeigte Sympathie für den von Kaçar ins Spiel gebrachten Alternativvorschlag eines Badesees. Seißelberg war es auch, der an diesem Abend am nachdrücklichsten für bessere Bedingungen für den Fahrradverkehr in der Stadt warb. Karsten Brockmann hielt sich mit Visionen zurück, machte aber eine Reihe sehr konkreter Vorschläge, etwa zu Schrankenschließzeiten und Rangierverkehr.

Olaf Ahrens blieb es vorbehalten, daran zu erinnern, dass ein Bürgermeister weniger ein „großer Politiker“ als ein Verwaltungsleiter zu sein hat. Genau dafür empfahl er sich unter Verweis auf seine Erfahrung als ehemaliger Verwaltungsmitarbeiter. Soltau sei eine „durchaus kinderfreundliche Stadt“, zeigte er sich in diesem Punkt zufrieden. Viel Luft nach oben gebe es dagegen beim ÖPNV. Diesen durch kreative Maßnahmen zu stärken sei durchaus auch eine kommunale Aufgabe, machte er deutlich. Einen ausführlichen Bericht zum Verlauf der Podiumsdiskussion folgt in der morgigen Ausgabe.

 

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Andre Ricci