Neue Heidekönigin: „Hass und Hetze keinen Raum lassen“
Schneverdingen hat eine neue Heidekönigin: Zurück von ihrer Weltreise übernimmt Johanna Fach Krone und Mantel von Fenja Gehrke
Einmal im Jahr, wenn die Heide blüht, krönt Schneverdingen seine neue Heidekönigin. Das vergangene Jahr lang durfte Fenja Gehrke als 77. Schneverdinger Heidekönigin ihren Kindheitstraum ausleben. Mit dem Hinabschreiten des Hügels und dem Entgegennehmen von Mantel und Krone sei dieser beim Heideblütenfest 2023 in Erfüllung gegangen, sagte sie auf der Bühne im Höpental.
Am Wochenende trug sie den charakteristischen Mantel und die Heidekrone ein letztes Mal, bis beide Insignien an ihre Nachfolgerin Johanna Fach, nun die 78. Heidekönigin, übergingen. Gehrke weiß das Amt weiter in guten Händen: „Ich wünsche dir eine wunderschöne Amtszeit mit ganz vielen tollen Erfahrungen. Ich hoffe, dass du jeden Augenblick genießen kannst. Ich freue mich total, das Amt in gute Hände zu geben. Ich weiß, dass du das super machen wirst.“
Mit dabei: Waldkönigin Dominika aus Barlinek und andere Hoheiten
Die Generalprobe im prallen Sonnenschein bei fast 30 Grad verfolgten am Sonnabend bereits 3000 Menschen. Am Sonntag war der Zuschauerraum der Freilichtbühne im Höpenthal nochmal deutlich voller gefüllt.
Nach der Messerattacke am Freitag auf dem Stadtfest in Solingen sei die Lage durch die Einsatzleitungen mit Polizei, Feuerwehr und mit den Rettungskräften besprochen worden, berichtet Bürgermeisterin Meike Moog-Steffens. „Wir haben geprüft, ob wir da gut aufgestellt sind und genügend Einsatzkräfte da sind, wenn so etwas passiert.“ Das haben wir alles. Das Sicherheitskonzept sei sehr umfangreich. Doch trotzdem sei man vor solchen Angriffen nicht gefeit. Umso mehr solle das Fest zeigen, „dass wir geschlossen zusammenhalten in unserer Gesellschaft, die bunt und vielfältig ist.“
Unter das durch den Festzug bunte gekleidete Publikum hatten sich auch Vertreterinnen anderer Königshäuser gemischt: die Waldkönigin Dominika und ihre Ehrendame Veronika aus der polnischen Partnerstadt Barlinek, Ehrendame der Schwanenkönigin Filomena Lücker aus Prenzlau und Anna I., die Erntekönigin aus Steinbeck.
Knapp 60 Auftritte in 20 verschiedenen Städten
Voller Stolz habe Gehrke Schneverdingen und die Lüneburger Heide in knapp 60 Auftritten in 20 verschiedenen Städten verteilt auf zwei Länder repräsentiert, erinnert sie sich in ihrer Abschiedsrede. Dabei legte sie mehr als sechseinhalbtausend Kilometer zurück und trotzte jeder Wettersituation: In Schneverdingen stapfte sie durch Schnee, in Hannover und Travemünde kämpfte sie sich durch Regenmassen und Schneestürme. Auf Fehmarn und Steinbeck bekam sie einen ordentlichen Sonnenbrand. Doch das habe ihr gar nichts ausgemacht, weil sie die ganze Zeit in guter Gesellschaft war.
Dazu gehörten die Besucherinnen und Besucher der jeweiligen Veranstaltung, die anderen Hoheiten, die sich von Anfang an freundlich in ihre Wochenendfamilie aufgenommen haben, und ihr Hofstaat aus den Ehrendamen und Pagen. Ihnen galt insbesondere Gehrkes Dank: „Ich möchte mich bei euch bedanken dafür, dass ich mich das letzte Jahr immer auf euch verlassen konnte. Ich weiß, ihr habt manchmal das Gefühl, ihr seid in diesem Amt nicht so wichtig wie ich, aber das ist auf gar kein Fall der Fall. Ich hätte dieses Jahr niemals ohne euch geschafft.“
Das Motto des Wochenendes habe Gehrke auch während ihrer Amtszeit erfahren: „Ich habe herausgefunden, dass Schneverdingen so viel mehr zu bieten hat als nur große Heideflächen. Dabei hat mich besonders das Miteinander und die gegenseitige Unterstützung der hier lebenden und arbeitenden Personen beeindruckt und das macht mich wahnsinnig stolz darauf, dass ich eine Heidin sein darf.“
Auf ihrer Weltreise habe sich die 78. Heidekönigin Fach zu jedem Zeitpunkt auch gefreut, wieder nach Hause zu kommen. Ihre Antrittsrede nutzte Fach für eindrückliche Worte, die das Motto des Festes als auch die Resolution des Rates in den Mittelpunkt stellen: „Ich habe gelernt, wie wertvoll und alles andere als selbstverständlich eine so schöne und in vielerlei Hinsicht sichere Heimat ist, in der die Welt an Wochenenden wie diesen ein Stück weit stillzustehen scheint.“
Mit dem Privileg einer so sicheren Heimat gehe jedoch auch eine große Verantwortung einher. „Wir sind mehr als lange zuvor gefordert, Hass und Hetze keinen Raum zu lassen und dafür einzustehen, dass unsere Welt und unsere Heimat sicher, bunt und freundlich ist.“
Ihre Krönung weckt eine Erinnerung an einen besonderen Herzensmenschen. „Noch bevor ich Fahrradfahren lernte oder zur Schule ging, versuchte mein Papa schon, mir das richtige Winken einer Heidekönigin beizubringen.“ So winke sie an dem Tag ihrer Krönung auch zu ihm hinauf. An diesem Tag hätte er ganz sicher gerne in der ersten Reihe gesessen.