Ernte mal anders: Kartoffeln sind ein Fall für den Grubber
„Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt…“ Dieses romantische Bild der Landwirtschaft ist längst überholt, schließlich ziehen keine zwei, sondern eher 200 Pferdestärken die Gerätschaften über den Acker. In diesem Jahr haben die Landwirte bei der Frühjahrsbestellung zudem mit den Folgen des nassen Winters zu kämpfen, auch wenn dank hoher Schlagkraft leistungsstarker Maschinen der Verzug im zurückliegenden Monat etwas aufgeholt werden konnte.
So stößt man bei der Fahrt durch den Heidekreis auf unerwartete Ackermotive – wie die Zuckerrübenernte bei Bommelsen Ende März, vier bis fünf Monate später als normal. „Die gehen in eine Biogasanlage“, antwortet der Fahrer des Rodergespanns auf die Frage des Verbleibs der Früchte. Das bringt natürlich erhebliche finanzielle Einbußen. Aber immerhin: Die Fläche ist von der „Altlast“ befreit und kann neu bestellt werden.
Damit müssen einige Berufskollegen noch warten. Etwa zwei Hektar Erdäpfel hat Landwirt Christoph Renken, auf zwei Schläge verteilt, an der Kreisstraße 40 nahe der Neuenkirchener Ortschaft Steinberg noch in der Erde – Stärkekartoffeln, die er im Herbst ernten und zur Avebe-Fabrik in Lüchow liefern wollte, wo sie zu Gelatine verarbeitet werden sollten. Die Hoffnung, dass da noch etwas zu retten wäre, hat er längst aufgegeben – allein schon, weil die Stärkefabrik die Verarbeitungskampagne vor Wochen abgeschlossen hat.
Auf keinen Fall mit dem Pflug
Der Umsatzverlust dürfte sich im hohen vier- oder sogar knapp fünfstelligen Eurobereich bewegen. Natürlich sei das ärgerlich, sagt Renken, bleibt aber trotzdem gelassen: „Auch so etwas gehört manchmal zur Landwirtschaft.“ Jetzt ist der Ernteplan ein anderer: Mit dem Grubber werden die Kartoffeln aus den Dämmen an die Oberfläche gebracht, wo sie neu austreiben und anschließend mit einem Herbizid behandelt, totgespritzt, werden sollen. Dann wird der Acker mit Silomais bestellt. „Mais ist die beste Folgefrucht“ erklärt der Landwirt, insbesondere wegen der Nematodenproblematik. „Auf keinen Fall“ dürfe man da mit dem Pflug vorgehen und die Kartoffeln 30 Zentimeter tief einarbeiten, wo sie dann zu einem längerfristigen Problem werden würden.
Weitere Fahrspuren vermeiden
Bis es so weit ist, heißt es abwarten, bis die Flächen befahrbar sind, auch wenn es schwerfällt. „Das muss man aussitzen und aushalten können.“ Sonst gibt es noch mehr Fahrspuren als ohnehin schon. Bis Ende Dezember sei man in kurzen Trockenphasen mit dem Roder auf den Acker gefahren, ironischerweise zuerst in die nassen Ecken. „Wir haben gedacht, dass wir das sandige Stück später abernten können.“ Doch da machte das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Auf Sonnenschein bis Mitte Oktober folgten wochenlange Niederschläge. Die machten bekanntlich nicht nur den Landwirten zu schaffen.