„Ich bin ungeduldig“
So ganz angekommen ist Jens Heuchert im Heidekreis noch nicht. Der Polizeidirektor ist seit einem Monat der neue Leiter der Polizeiinspektion (PI) Heidekreis und lernt die Kollegen in seiner Inspektion sowie die verschiedenen potenziellen Gesprächspartner im Landkreis noch kennen. Alleine 350 Kollegen der Inspektion - und zum Teil noch in fernen Stationen im Dienst - sind nicht so schnell kennenzulernen. Den Landrat habe er selbstverständlich schon kennengelernt beim offiziellen Festakt und auch die Schneverdinger Bürgermeisterin während des Heideblütenfests – aber um die verschiedenen Verwaltungseinheiten, ihre Repräsentanten und die unter seinem Vorgänger Stefan Sengel aufgebauten Netzwerke alle auf dem Schirm zu haben, da brauche es noch Zeit. “Vier Wochen sind schnell rum”, lacht Heuchert.
Sein Weg zur Polizei war nicht von einem jugendlichen Berufswunsch inspiriert. Heuchert hatte nach dem Abitur durchaus auch andere Optionen anvisiert. Offizier bei der Luftwaffe, zum Zoll oder zur Finanzverwaltung oder beispielsweise etwas Kaufmännisches – es gab mehrere Berufsbilder, mit denen er sich befasst hatte, bevor er am 1. Oktober 1985 bei der Polizei eingestellt wurde. Danach aber war er stringent dabei. „Ich bin strebsam - und einen hohen Grad an Ehrgeiz sagt man mir auch nach”, lacht Heuchert durchaus etwas schüchtern. Er habe immer in den gehobenen Dienst gewollt und gedacht, einmal als Dezernatsleiter in Pension zu gehen, aber über die Beförderung zur PI in Soltau habe er sich sehr gefreut. In Körperhaltung, Mimik und Gestik strahlt Heuchert neben Selbstbewusstsein auch etwas Demut vor der Aufgabe aus. Selbstüberschätzung im Chefsessel oder Überheblichkeit im Amt sehen zumindest anders aus.
Der neue Polizeidirektor an der Böhmheide zeigt noch andere menschliche Züge. Auf Charakterliches angesprochen sagt Heuchert, er sei ungeduldig. „Ich möchte Themen, die auf dem Tisch liegen, auch abgearbeitet bekommen.” Wenn immer wieder ein neuer Aspekt auftauche, der berücksichtigt werden müsse, könne das auch schon einmal nerven. Die Vielschichtigkeit von Herausforderungen selbst sei nicht das Problem, sondern das Nacheinander der immer wieder aufploppenden neuen Aspekte. Und natürlich sei es nicht schön, wenn man von einer Maßnahme überzeugt sei, von Dritten darin auch bestärkt werde und alles auf die Richtigkeit hinweise, dann aber äußere Bedingungen einen dabei ausbremsten. Dennoch: als Perfektionist bleibe er auch professionell. Und so wolle er auch die Polizei in der Öffentlichkeit insgesamt wahrgenommen sehen - als professionell. „Mein Appell an die Bürgerinnen und Bürger: Vertrauen Sie uns! Wir wissen, was wir tun”, sagt Heuchert und bittet die Menschen darum, Informationen, die wichtig sind, auch weiterzugeben.
Die Inspektion ist ein gut laufender Betrieb
Heuchert möchte Dinge weiterentwickeln und dabei „perfekte Ergebnisse” erzielen, setzt sich der Polizeichef hohe Ziele. „Ich will Rahmenbedingungen so schaffen, dass die Polizeibeamten sich in ihrem Umfeld wohlfühlen und motiviert zur Arbeit gehen.” Grundsätzlich sei die Inspektion aber ein gut laufender Betrieb, so sein bisheriger Eindruck. Auch der Heidekreis an sich sei spannend. Von dem bundesweit einzigartigem Sanierungsprojekt am Dethlinger Teich hatte er schon in Lüneburg gehört. Den Teich habe er sich gleich in den ersten Tagen im Heidekreis von der Kreisverwaltung vorstellen lassen, denn in Sicherheitsfragen ist auch die Polizei involviert. Da werde vieles überhaupt erstmalig gemacht. „Das ist wirklich spannend”, berichtet Heuchert.
Und was, wenn es mal nicht rund läuft, der Stress überhandnimmt? Seine Familie sei seine Erdung. Er habe eine tolle Beziehung zu seiner 15-jährigen Tochter. „Väter und Töchter, das ist sowieso so eine Sache. Mir gibt das viel”, sagt Heuchert mit einem Leuchten in den Augen. „Das macht was mit mir”, schiebt er nach einem kurzen Innehalten noch hinterher.
Wie viele Polizistinnen und Polizisten setzt Heuchert auch auf Sport als Ausgleich zu seinem Beruf, der bisweilen starke Nerven erfordert. Laufen mit einem Freund und ab und zu Radfahren. Von Vorteil für die Familie sei auch, dass seine Lebensgefährtin ebenfalls Polizistin sei.
Mit Blick auf die Zukunft sieht Heuchert durch die Weiterentwicklung der Digitalisierung große Veränderungen wie neue Deliktsformen auf die Polizei zukommen. „Das wird auch künftig Einfluss auf unsere Arbeit haben.” Die Herausforderung bestehe darin, dass trotz jeder Veränderung die personelle Komponente begrenzt sei. „Wo neue Aufgaben entstehen, müssen andere verschlankt werden, sind Abläufe zu hinterfragen”, ist sich Heuchert sicher.
Jetzt freue er sich aber erst einmal darauf, neue Menschen im Heidekreis kennenzulernen. „Ich habe schon innerhalb des Hauses gemerkt: Der Neue soll sich hier schnell wohlfühlen.”