„Wir hätten gerne ein richtiges Kino“
Am kommenden Sonnabend ist Kinotag in Soltau. Erstmals seit der Schließung des Dersa-Kinos an der Wilhelmstraße Anfang 2020 gibt es – abgesehen vom dreitägigen Sommerkino im Böhmepark – wieder ein öffentliches Filmangebot.
Die Verantwortung für das Event liegt in den Händen junger Soltauerinnen und Soltauer. Hannah-Marie Meyer und Lenny Steve Grochol sind zwei von gut 50 Kindern und Jugendlichen, die sich zunächst im Jugendforum über ihre Wünsche und Hoffnungen ausgetauscht haben. Dort kristallisierte sich im Oktober vergangenen Jahres der Wunsch nach einem Kino als der drängendste heraus. Seit Monaten organisiert eine feste Gruppe unter anderem mit der 15-Jährigen und dem 13-Jährigen das „Kino in Soltau“.
Am Sonnabend werden in der Bibliothek Waldmühle um 15.30 und um 18.30 Uhr zwei Komödien gezeigt. Ein glücklicher Umstand war für die jungen Organisatoren, dass die Bibliothek eine Filmlizenz für ihren Standort besitzt. Allerdings ist daran geknüpft, dass sie den jeweiligen Titel öffentlich nicht bewerben darf.
Deshalb umschreiben die Kinder und Jugendlichen die Filme, die sie ausgewählt haben. Beim ersten Film stehen Zootiere im Mittelpunkt, die auf der Insel Madagaskar ihre Abenteuer erleben. Der zweite Film dreht sich um junge Absolventen einer Polizeiakademie, die an der Highschool ermitteln. „Wir haben uns Filme für die ganze Familie ausgesucht. Der erste ist auch für Kinder unter zwölf Jahren zugelassen“, erklärt die 15-jährige Hannah. Natürlich gibt es Popcorn, Getränke und gemütlich Sitzgelegenheiten mit Liegestühlen, Sesseln und Sitzsäcken. 50 Plätze stehen pro Vorstellung zur Verfügung. Am ges-trigen Montag ist der Vorverkauf angelaufen, zwischen 15 und 19 Uhr gibt es bis Freitag Kinokarten im Youze an der Scheibenstraße. Ein mögliches Restkontingent soll an der Abendkasse verkauft werden.
„Also schnell Tickets sichern“, sagen Hannah, Lenny und Maren Weder vom Youze, die das Organisationsteam unterstützt. Einmal im Monat habe man sich getroffen, in Kleingruppen das Projekt vorbereitet, Plakate, Versorgung, Technik und die Finanzierung ganz eigenständig sichergestellt, so die Sozialarbeiterin. Wichtig war den jungen Organisatoren, dass sie das Kino-Event von der Planung über den Testfilm bis zum Durchsaugen selbst entwickeln und umsetzen. „Es ist natürlich nicht mit einem Kino zu vergleichen“, sagt Weder. Aber man könne möglicherweise damit den Grundstein für ein Kino-Projekt legen. „Dass mehr daraus wird, das ist für uns ein großer Ansporn. Wir hätten gerne wieder ein richtiges Kino“, sagen Hannah und Lenny.
Stadt hat die nötige Größe
Potenzial für ein Kino mit mehreren Sälen in Soltau sah Anfang 2020 der Betreiber der Dersa-Kinos, Alexander Thye. Dass Thye zu dem Zeitpunkt das langjährige Kinoangebot einstellte, Haus und Grundstück verkaufte, hatte nach seinen Angaben andere Gründe: Das Gebäude an der Wilhelmstraße habe sich nicht auf die Ansprüche der Kinoverleiher ausrichten lassen, ein Neubau samt erforderlicher Parkplätze hätte nicht auf das Grundstück gepasst. Seitdem steht das Kino leer. Der Wunsch nach einem Filmangebot auf großer Leinwand in Soltau ist nach wie vor groß. Zahlreiche Spenden gibt es mittlerweile für ein Kino-Projekt in der Stadt. Zuletzt kamen beim diesjährigen Entenrennen 10 000 Euro dafür zusammen. Geld, das jetzt auch die Kinder und Jugendlichen nutzen können, um ihr Kino-Event am kommenden Sonnabend umzusetzen. at