Räderwerk der Polizei überprüft
Soltau. An gleich zwei Tagen sind Teams im Rahmen des „Räderwerks“ im gesamten Heidekreis unterwegs gewesen, um 20 Objekte zu kontrollieren. Zum ersten Mal seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie prüften 60 Vertreter von Polizei, Bundespolizei, Zoll, Landkreis Heidekreis und Finanzbehörden Unternehmen der Gastronomie, der Kfz-Branche und körpernahe Dienstleister wie Friseure.
Die im Frühjahr 2019 als Pilotprojekt gestartete Kooperation aus Behörden und Entscheidungsträgern im Heidekreis verfolgt einen ganzheitlichen Bekämpfungsansatz gegen Rockerkriminalität sowie gegen kriminelle Familienstrukturen und wurde erst kürzlich verlängert.
Bei der kurzen Besprechung am Dienstagvormittag stimmte Stefan Sengel, Leiter der Polizeiinspektion Heidekreis, die Akteure auf die besondere Situation ein, denn neben der Clankriminalität sollte auch die Einhaltung der Corona-Auflagen in Augenschein genommen werden. Die vorläufigen Zwischenergebnisse des ersten Tages, an dem vornehmlich Friseurgeschäfte, Shisha-Bars sowie ein Kulturverein in Walsrode überprüft wurden, seien wenig spektakulär, erklärt Polizeihauptkommissar Frank Rohleder.
Hauptverstöße bis Mittwochnachmittag seien zwei illegale Ausländerbeschäftigungen, festgestellt von den Zollbeamten, und an mehreren Objekten seien baurechtliche Auflagen nicht erfüllt worden, wie fehlender Brandschutz und nicht gemeldete Umbaumaßnahmen. Auch in Sachen Corona gebe es eine positive Bilanz, so Rohleder. Lediglich zwei Verstoß seien aufgenommen worden. Mündliche Verwarnungen würden allerdings nicht registriert.
Es sei weniger gefunden worden als bei vorherigen Kontrollen, die Aktionen zeigten also Wirkung, folgert der Hauptkommissar. Während bei den Corona-Kontrollen auf den ersten Blick ersichtlich ist, ob die Abstände eingehalten werden, sei das bei der Kassenprüfung etwas anders.
Eine Landkreis-Mitarbeiterin erinnert den Angestellten des Soltauer Friseurgeschäfts daran, seine Maske aufzusetzen und der Fall ist erledigt. Länger dauert es bei den Überprüfung der Kasse durch Mitarbeiter des Finanzamts. Auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung zu sein, doch im Detail werde das noch das Auslesen der elektronischen Kasse zeigen.
„Ob tatsächlich etwas gefunden wird, was ein Verfahren nach sich zieht, zeigt sich oft erst nach Wochen oder Monaten“, schildert Jörg Zimmermann, Vorsteher des Finanzamts Soltau. Er beobachtet bereits einen Wandel in der Haltung der Kontrollierten. „Sie zeigen sich kooperativer. Und wer sein Laden auf Zack hat, da sind wir auch fix wieder raus.“
BU: Bereitsschaftspolizisten Lüneburg sichern den Einsatz des "Räderwerks" ab, während Zollbeamte die Angestellten des Friseurgeschäfts in Soltau überprüfen. Foto: emh
Kampf gegen Clankriminalität
Das „Räderwerk“ ist eine besondere Aufbauorganisation, die seit März 2019 im Zusammenschluss verschiedener Akteure eng vernetzt gegen Clankriminalität vorgeht. Das Projekt ist landesweit einzigartig, hat seinen Ursprung in der Rockerkriminalität und wurde schließlich um den Bereich Clankriminalität erweitert. Ursprünglich für ein Jahr geplant, hat Corona eine aussagekräftige Bestandsaufnahme bisher verhindert. Es gebe laut Jörg Zimmermann vom Finanzamt Soltau bereits erste Analysen, und das „Räderwerk“ soll auf unbestimmte Zeit fortgesetzt werden. emh