Neuer Trafo ist nun in Soltau in Betrieb
Um für künftige Herausforderungen der Energieversorgung in Soltau, Schneverdingen, Neuenkirchen und Wietzendorf gewappnet zu sein, wird seit drei Jahren das Umspannwerk in der Böhmestadt bei laufendem Betrieb auf den neusten Stand gebracht. Jetzt ist die umfassende Modernisierung an der Harburger Straße in Soltau fast beendet. Letzte Arbeiten unter anderem für eine neue Zufahrt und Einzäunung stehen noch an.
Elf Millionen Euro wurden in das Vorhaben investiert, die Technik auf den neuesten Stand zu bringen, um die Stromversorgung der Region mit rund 50000 Einwohnern langfristig zu sichern und weitere Kapazitäten vorzuhalten. Dafür arbeiten die Unternehmen Avacon-Netz, EWE-Netz sowie die Stadtwerke Soltau und die Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen eng zusammen. In dieser Woche wurde der neue Trafo in Betrieb genommen, ein großer Meilenstein, wie EWE-Projektleier Manuel Koopmann erklärt.
Wie im Straßenverkehr
Mit den jeweiligen Beteiligten wird auch die gesamte Spanne der Stromversorgung dargestellt. Das Umspannwerk Soltau verbindet die Mittelspannungsnetze mit 20 Kilovolt der Stadtwerke Soltau und der Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen mit dem Hochspannungsnetz von 110 Kilovolt der Avacon. Die zwischengeschalteten Transformatoren, die die Hochspannung von 110 KV in 20 KV umwandeln, werden von der EWE-Netz betrieben.
Soltaus Stadtwerkechef Daniel Töpfer vergleicht das Projekt mit dem Straßenverkehr, mit Stromautobahnen für die Hochspannung und Landstraßen für die Mittelspannung sowie mit Ortsverbindungsstraßen, für die die Stadtwerke verantwortlich sind. „Durch die Erweiterung haben wir jetzt mehr Kapazitäten. Die Gefahr, dass ein Stau entsteht, ist deutlich geringer und das Hin- und Herschieben einzelner Lasten im Netzbereich verbessert“, so Töpfer.
Bedarf für Anschluss dezentraler Stromerzeuger enorm
Insgesamt gebe der Ausbau für die nächsten Jahre Luft. Allerdings sei der Bedarf an Einspeisung beispielsweise durch kleine Photovoltaikanlagen im privaten Bereich weiter enorm hoch. Etwa 25 Anlagen pro Monat kämen alleine in diesem Jahr neu hinzu. Die EWE hatte noch vor zwei Jahren rund 80000 dezentrale Einspeiseanlagen in ihrem Netz, Ende vergangenen Jahres waren es bereits 1270000 und die Zahl habe weiter zugelegt, so Björn Muth von der EWE-Netz.
Die Modernisierung des Umspannwerks umfasste den Bau eines neuen Betriebsgebäudes inklusive einer Mittelspannungsschaltanlage. Gleichzeitig wurde die 110-Kilovolt-Schaltanlage neu aufgebaut. Auch die elektronische Steuerung, die Schutztechnik sowie die Kommunikationsinfrastruktur wurden vollständig erneuert.
Mit der Inbetriebnahme des neuen Transformators sei ein wesentlicher Schritt gemacht worden. In den nächsten Wochen folgten weitere Inbetriebnahmen, wie beispielsweise die der neuen 110-Kilovolt-Freiluftanlage.
Bauarbeiten vor dem Grundstück sorgen für Stau
Dass die Modernisierung des Umspannwerkes in Soltau, über das auch Schneverdingen, Neuenkirchen und Wietzendorf angeschlossen sind, fast abgeschlossen ist, merken aktuell vor allem die Autofahrer auf der Harburger Straße am Ahlftener Berg. Wechselseitig wird dort auf einer Länge von 1600 Metern der Verkehr einspurig mit einer Ampelregelung an einer Baustelle vorbeigeführt.
Mit der Inbetriebnahme der erneuerten Komponenten des Umspannwerkes ertüchtigen die Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen nun ihre Kabelverbindungen in die beiden Kommunen. Daher die Bauarbeiten an der Straße: „Da sind noch alte, papierisolierte Kabel mit einem geringen Querschnitt verlegt“, erläutert technischer Leiter Stefan Lamping. Nun werden Kabel mit deutlich größeren Querschnitten verlegt, um auch die Übertragungsleistung zu verbessern. Die Erneuerung erfolgt in Richtung Schneverdingen und Neuenkirchen abschnittsweise bis zu den dortigen Umspannwerken, die vom Stadtwerk betrieben werden.
Diebstahl sorgt für kurzzeitigen Rückschlag
Fast komplett neu geht das Umspannwerk Stück für Stück in Betrieb. In den 1960er-Jahren wurde es einst gebaut. Nur ein nicht ganz so alter Transformator bleibt erhalten, ansonsten wurde die Technik komplett erneuert – bei laufendem Betrieb. Dafür wurden Provisorien eingerichtet, die jetzt noch abgebaut werden müssen. Im Große und Ganzen lief das Projekt über drei Jahre reibungslos. Nur einmal gab es erhebliche Probleme. Von einem Oldenburger Lager wurden kurz vor dem Transport nach Soltau drei mobile Schalteranlagen gestohlen und zerstört. Alle Kabel seien abgeschnitten worden. Für Ersatz zu sorgen, habe Zeit und Geld gekostet. Dennoch sei der Terminplan eingehalten worden, bestätigt auch Avacon-Projektleiter Peter Meinecke.
25 Anlagen pro Jahr ertüchtigen
Dass das Soltauer Projekt nicht das einzige im Zuge der Energiewende ist, betont EWE-Kommunalbetreuer Björn Muth. Bis 2028 will das Unternehmen 100 Anlagen ertüchtigen, 25 seien das pro Jahr – eine Hausnummer alleine im EWE-Netz. Und auch darüber hinaus bis 2045 gebe es weitere Modernisierungsvorhaben.
In Soltau sollen bis Ende des Jahres, spätestens aber im März/April 2025 die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Bis dahin sollen eine neue Pflasterstraße und ein Zaun gebaut sein, so Meinecke. Aber auch ein Neubauprojekt der Avacon gibt es bereits. Ein Feld soll mit einer Anlage zur Blindleistungskompensation für die Netzstabilität ausgerüstet werden.
Aufgegeben ist bereits die Leitwarte aus den 1960er-Jahren, das Gebäude direkt an der Harburger Straße, in dem auch der Zoll seinen Sitz hat. An ihrer Stelle wurde ein flacher Neubau errichtet, den sich ebenfalls Avacon-Netz, EWE-Netz sowie die jeweiligen Stadtwerke teilen. Besetzt ist die Leitwarte nicht. Sie wird per Fernüberwachung betrieben.