Hunde aus verwahrlostem Mobilheim gerettet
Für Diana Erdmann war es einer der schwierigsten Einsätze in ihrem bisherigen Berufsleben als Tierretterin. „Man hat ja schon ne Menge erlebt, aber das …“, lässt Erdmann das Ende offen.
Es geht um einen Einsatz am vergangenen Dienstag auf einem Soltauer Campingplatz. Nachbarn hatten das Ordnungsamt der Stadt informiert, weil es aus einem Mobilheim penetrant nach Verwesung stank, die Fenster voll mit Fliegen waren. Beim Betreten bot sich an dem Vormittag den Mitarbeitern ein schlimmes Bild, wie Erdmann es im Nachhinein schildert. Der Verein Wildtierhilfe Lüneburger Heide, den sie leitet, war kurz nach dem ersten Erkunden auf dem Campingplatz zum Einsatz hinzu gerufen worden.
Man fand zwei tote Hunde und fünf lebende Tiere. Die toten Hunde waren schon weit verwest, die noch lebenden Hunde in Gitterboxen gesperrt und hatten Maulkörbe auf den Schnauzen. So konnten sie nicht trinken, ist Erdmann noch immer entsetzt. Der Gestank im Wohnwagen sei unerträglich gewesen, die Hunde stark verängstigt, aber „speckenfett“, also wohlgenährt.
„Es war alles in einem stark verwahrlosten Zustand“, berichtete auch die Polizei Soltau. Sprecher Olaf Rothardt betont, dass die Ermittlungen erst am Anfang stünden. Der Vorwurf: eine Straftat gegen das Tierschutzgesetz. Ermittelt wird gegen eine 56-jährige Frau, die in dem Mobilheim wohnen soll. Möglicherweise aber, so Rothardt, gebe es auch noch einen anderen Wohnort.
Wie Erdmann erzählte, hätten die Anwohner die Bewohnerin nie gesehen. Sie sei aber wohl nachts zu der Behausung gekommen. Dass in dem Wohnwagen Hunde lebten, hätte niemand gewusst. Wenn die Tiere vor die Tür gekommen seien, dann wohl nachts.
Möglicherweise war die Frau selbst im Tierschutz tätig, denn die Hunde seien dort verortet, manche seien auch aus dem Ausland gekommen, habe die Tierliebe aber falsch verstanden. Denn es soll laut Erdmann ähnliche Vorfälle in anderen Landkreisen gegeben haben, der Frau sei dort das Halten von Hunden untersagt worden. Daher sei sie von Landkreis zu Landkreis gezogen. In der Dimension bestätigt die Polizei das allerdings nicht. Laut Rothardt habe es aber bereits in einer ähnlichen Sache Ermittlungen im Landkreis Peine gegeben. Als Erdmann vor Ort eingetroffen sei, hatte das Ordnungsamt drei der Tiere bereits aus den Gitterboxen befreit, die toten Tiere „sichergestellt“: „Die restlichen Hunde haben wir aus dem Wohnwagen befreit und alle überlebenden Hunde auf unsere Tierschutzstation gebracht“, so Erdmann.
So mal eben Platz für fünf zusätzliche Hunde habe man dort eigentlich nicht. Glück sei gewesen, dass die Wildtierhilfe gerade eine Wohnung renoviert habe, die Tiere jetzt dort untergekommen seien. Bei den fünf Hunden handelt es sich um vier Staffordshire-Bullterrier-Mixe sowie einen Pinscher-Mix. Trotz der katastrophalen Zustände in dem Mobilheim hätten sich die Hunde nach einer kurzen Eingewöhnungszeit in der Auffangstation als umgänglich und liebenswert erwiesen. Alle seien gechipt, ein Tier beim Tierregister Tasso registriert. Aber woher die Tiere kamen, lasse sich dennoch bislang nicht ermitteln, so Erdmann. Die Rüden seien auf jeden Fall kastriert.
Das Veterinäramt hat die Hunde bereits freigegeben, sie können also an neue Halter vermittelt werden. Dabei legt Erdmann Wert darauf, dass die Tiere zu Menschen kommen, die sie auch dauerhaft halten können. Dafür sind auch Nachweise erforderlich, beispielsweise vom Vermieter, ob er Tiere duldet, und einen Hundeführerschein. Erdmann vergleicht den Einsatz mit einem Fall vor sechs Jahren in Munster. Damals waren 20 Welpen, die verkauft werden sollten, ebenfalls in engen Käfigen und in verwahrlostem Zustand gefunden worden. Tot war allerdings kein Tier.
Hilfe jeder Art willkommen
Die Wildtierhilfe Lüneburger Heide wurde 2003 gegründet. Seitdem versorgt das Team um Diana Erdmann rund 2000 Wildtiere pro Jahr. Seit gut zehn Jahren ist die Wildtierhilfe zudem für die Fundtier-Versorgung im nördlichen Heidekreis zuständig. Der Verein hat seinen Sitz auf dem Emhof 1 in Soltau. Die fünf Neuzugänge stellten die Mitarbeiter aber vor besondere Herausforderungen, erklärt Leiterin Diana Erdmann. Die Versorgung der Tiere werde zwar mit 15 Euro pro Tag unterstützt, das reiche allerdings nicht. Für diese Tiere und drei weitere Hunde würden Menschen gesucht, die mit ihnen Gassi gehen, gemütliche Körbchen würden benötigt und schön wären natürlich Spenden. „Wir sind für Hilfen jeder Art dankbar“, erklärt Erdmann. Weitere Informationen: (0 51 90) 9 84 95 99 oder per E-Mail an info@wildtier-hilfe.de. at